Mein Beinahe Rennsteig-Supermarathon

Prolog I

Januar 2019. Der #RWJanuarStreak läuft. Hochmotiviert buchte ich meine Unterkunft in Eisenach für die Nacht vom 15. zum 16. Mai 2020. Am 18. Mai bin ich den Marathon über den Rennsteig gelaufen und sobald ich im Ziel wieder Luft hatte und ausgezeichnetes LTE vorfand, meldete ich für 2020.

Weihnachten 2019. Irgendwas mit Wuhan, China, neues Virus. Ende Januar 2020 erster Fall in Deutschland. Karneval, Apré Ski – Ihr kennt die Coronageschichte Deutschlands. „Lockdown“ setzt sich auch in Deutschland als Begriff durch, auch wenn es uns mit den Maßnahmen weit weniger härter trifft, als viele andere Länder.

20. März 2020: Die wohl schwerste Stunde für Verein und GmbH, denn was lange befürchtet wurde, ist nun Realität! Der Rennsteiglauf findet nicht statt:

Prolog II

Doch der Rennsteiglaufverein wäre nicht der Rennsteiglaufverein, wenn er nicht noch was in petto hätte: #RENNSTEIGLÄUFERatHOME: Eine wahnsinnige Spendenaktion zugunsten der den Rennsteiglauf unterstützenden Vereine. Ehrensache, dass ich mich anmelde. Und ebenso logisch: am 16. Mai wird gelaufen – basta! In der Leipziger Laufszene fand sich schnell ein motiviertes Trüppchen und die Planung bezüglich Strecken, Verpflegungspunkte, Schleim(!!!), usw. nahm sehr schnell Fahrt auf. Da die Wochenendaufenthalte in Thüringen seit März tabu waren, war für mich auch schnell klar, dass es höhenmeterarm von statten gehen muss, aber ohne Mt. Focke – soviel war auch klar – geht es natürlich auch nicht.

11. Mai 2020. Montag. Ich werde diese Woche von Tag zu Tag eher aufstehen, damit ich am Samstag einigermaßen gut aus dem Bett komme. Das klappt soweit 🙂 15. Mai. Kloßparty! Zum Glück gibt’s im Laden um die Ecke Heichelheimer Klöße. Immerhin! Sachen bereit legen. Erstmals ohne Laufchip, aber egal – was zählt, ist die Mission! 16. Mai. 4:30 aufstehen! 4:34 Uhr: Meldung 2021 ERLEDIGT. Pastafrühstück, Trinken, usw. – Ihr kennt das. 5:45 Uhr. Parkplatz vor’m Haus: Rennsteiglauf-Hymne, Schneewalzer, Rennsteiglied. Gattin will noch ein Startbild machen – darf sie! 5:59 Uhr – Startküsschen. MDR aktuell an, warten auf den 6.00 Uhr Piepser

Etappe 1: Um den Zwenkauer See

6:00 Uhr: START! Es geht locker los. Beine sind Leicht. Vöglein sangen Lieder. Locker, leicht erreiche ich den Zwenkauer See. Kein Mensch da. Die Sonne lacht. Wölkchen zieren den Himmel. Am Südufer wird es „voll“. Eine Handvoll Menschen ist unterwegs. Ein Radler überholt mich arschknapp, ansonsten keine besonderen Vorkommnisse. Es ist Zeit, ein paar Geburtstags- und Hochzeitstagsgrüße rauszuhauen – ich habe ja Zeit. Viel Zeit. Dennoch: Die Halbmarathonmarke schon nach unter 2 Stunden sind eigentlich zu schnell. Egal – zur Not wird am Schluss gewandert; passiert ist passiert. Hinter’m Zwenkauer See erwartet mich der Cossi. Kurz nach 8 sind schon einige Leute unterwegs. Nach 29 Kilometern erreiche ich wieder mein zu Hause und stärke mich, schlüpfe in ein luftigeres Oberteil und entledige mich für die nächsten 14/15 Kilometer des Laufrucksacks.

Etappe 2: Auf zum Bienitz

Den zweiten Tagesabschnitt erledige ich ohne Rucksack. Am Kulki versorgen mich Gattin und Sohnemann. Danach ging’s vorbei am Kulki und rein in ThoTos Revier. Dieser hat mir einen exklusiv-Verpflegungspunkt gestellt, wo ich viel Auswahl hatte. Einen Nussriegel und einem Schluck Wasser später ging es Richtung Wachberg und schließlich zum Bienitz. Am Eingang zum Bienitz nochmals Schleim & Co aus der heimischen Küche, dort treffe ich auch kurz Julian, Uwe und einen dritten Läufer, denen wir auch gleich was aufdrängen. Die drei sind die höhenmeterreichere Krüger-Strecke gelaufen. Ein Teil meiner Strecke verlief parallel und die Begegnung war nicht zufällig.

Etappe 3: Zum Auensee

Es ging durch den Bienitz. Während ich in Miltitz noch in alten Kindheitserinnerungen schwelgen konnte, betrat ich nun Neuland. Schöne Gegend. Sehr schön! Da ich dann bis kurz vor’m Auensee meine Strecke an die Krügerstrecke angepasst habe, durfte ich auch die ehemalige Deponie Jahnstraße rauf. Nach gut 50 Kilometern fing es an, anstrengend zu werden. Die erste Gehpause musste her. Hinter einem kleinen Örtchen, von dessen Existenz ich bislang nix wusste, wurde es ein wenig trailig, aber ohne R ist es eben ohne R. Am „Grenzadler“ a.k.a. „Torstens Oma“ (die aber nicht Torstens Oma war – aber das ist eine andere Geschichte) ausgiebige Mittagspause, Schwätzchen mit der Standbetreuung inclusive. Die Softflaschen konnte ich mit Wasser auffüllen und es ging durch den Lützschenaer Schlosspark. Kurz danach trennten sich die geplanten Wege, und ich blieb nördlich der Luppe, um zum Auensee zu kommen. Ich hatte wieder einigermaßen Kraft und konnte ganz gut laufen, aber ans Knipsen habe ich außer mal kurz am Auensee überhaupt nicht gedacht. Egal, aber jetzt wird es noch textlastiger als ohnehin schon.

Etappe 4: Vom Auensee zum Mount Focke

Mittag. Die Sonne brennt. Aber es ist zum Glück ganz gut auszuhalten. Die 60-Kilometermarke rückt näher. Trab- und Gehpausen folgen. Auch eine ungeplante Essenspause im Sitzen statt im Gehen gesellt sich dazu. „Outing“ in der Renn-Radio-WhatsApp Gruppe. Erleichterung: Ein Mitläufer vermeldet ebenfalls Gehen am „Rondell“. Die Stimmung bleibt gut. Am Zierlich Manierlich gibt es deponierte Cola und erneut die Möglichkeit, den Wasserspeicher im Rucksack aufzufüllen. Kurz nach dem Zierlich Manierlich erreicht mich ein Bild vom Sohnemann, der schon auf dem Mount Focke wartet. Das motiviert. Mal laufend, mal trabend geht es Richtung Tagesgipfel. Der Beginn des Anstieg wird gegangen, dann verfalle ich ins Traben und dann doch in so was ähnliches wie Laufen. 70 Kilometer sind im Sack! Pause – Essen – Trinken – Beweisfoto schießen. Ein kurzer Gruß an das Publikum, was die anderen Läufer in Bälde erwartet, aber ein Smalltalk war meinerseits nicht mehr drin gewesen. Rucksack abgegeben. Zielpunkt zur Abholung fest gelegt und auf ging es in die letzten gut 5 Kilometer.

Etappe 5: FINALE!

Gut 5 Kilometer ging es noch durch den Auewald. Schatten, angenehme Temperaturen. PERFEKT! Als die Uhr auf 73,9 umsprang, wurden 8:14:50 angezeigt. Ich suhle mich im Eigenlob und merke, wie die Beine wieder leichter werden – Schmiedefeld-Effekt, ick hör‘ Dir trapsen! Kurz vor’m vereinbarten Zieltreffpunkt dann das Rennsteiglied am Handy angemacht und die anderen Radler ein wenig verstört 😀 Arme hoch, eine riesige Last fällt ab.

75,5 Kilometer | 8:24:27 h | reichlich 5000 kCal stehen auf der Uhr. Es gibt den ersten Schluck Schwarzbier. Ab nach Hause, Füße hoch, ausruhen, duschen, …

Epilog

Was bleibt?

  • Ich habe gefinished! Zwischendurch trabend/wandernd/gehend, aber egal
  • regelmäßiges Essen alle 7 Kilometer passt ganz gut; immer wieder Wasser aufnehmen, ebenfalls.
  • Ich freue mich auf den 8. Mai 2021!
  • die 75 Kilometer bleiben mein Limit – den für 2021 ins Auge gefassten UltraVasan 90 werde ich nicht machen
  • Ultratrack-Modus auf der Laufuhr ist Mist! Ich hoffe, dass sich die erzeugten „Umwege“ und „Abkürzungen“ irgendwie ausgeglichen haben. Beim Lauf 2021 dann also zwischendurch mal die Uhr aufladen und im Normalmodus aufzeichnen lassen.
  • Ohne Petra & Siggi ist der Zieleinlauf nicht „echt“

Dank

Dank an meine Familie, die meine Laufleidenschaft erduldet und mich an mehreren Verpflegungspunkten versorgte. Danke natürlich auch an die, die die Verpflegungspunkte besetzt haben! Danke an die Leipziger Laufcrew SMS, die während der Vorbereitung motivierte, mir Verpflegungspunkte bereitstellte und mich während des Tages in der WhatsApp-Gruppe unterhalten hat. Danke an alle für das grandiose Feedback nach dem Lauf. Und Dank auch an alle, die ich nachlässigerweise vergessen habe, zu erwähnen.

PS 13:30 Uhr: Danke an Jörg, der mich motivierte Vereinsmitglied, zu werden. Das „GutsMuths RSLV“ auf der Urkunde ist noch mal ein richtig nettes Stückchen mentaler Würfelzucker.

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4 Gedanken zu “Mein Beinahe Rennsteig-Supermarathon

  1. Wie schon anderswo gesagt, eine Wahnsinnsleistung dies allein zu absolvieren. Außerdem hast du meine Bestzeit unterboten, ok mit etwas weniger Höhenmetern.
    Nächstes Jahr in Schmiedefeld oder schon zur Mitgliederversammlung im Spätherbst.

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    • So lange die Mitgliederversammlung nicht mit Geburtstagen kollidiert, bin ich gern dabei. Und es gibt ja auch eine Vereinsmeisterschaft, wo ich meinen Beitrag als Kanonenfutter liefern kann, oder?

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  2. Pingback: Abrechnung: 1. Halbjahr 2020 – Papa läuft

  3. Pingback: #RENNSTEIGLÄUFERatHOME 2021 – Papa läuft

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